Wir wurden von der HAZ Gehrden um eine Stellungnahme zur laufenden Debatte um die Zukunft des Primarbereichs in Gehrden gebeten. Gerne haben wir geantwortet:
Sehr geehrte Frau Grützner,
vielen Dank für Ihre Kontaktaufnahme und die Bitte um Stellungnahme durch die UWG – Unabhängige Wähler Gehrden. Nachstehende Stellungnahme ist mit den Mitgliedern der UWG abgestimmt.

Wie telefonisch bereits ausgeführt, bin ich als Ratsmitglied für die UWG der Ansicht, die Debatte über die Anzahl der Grundschulen, ihre Zuordnung, oder Eigenständigkeit, kommt schlecht vorbereitet, mangelhaft kommuniziert zur falschen Zeit.
Wir haben von der Verwaltung eine Prognose der Schülerzahlen vorgelegt bekommen, nach der im Jahr 2027 mit 10 Zügen der Höhepunkt erreicht wäre und die Zahlen sich bis 2030 auf 7 Züge verringern. Diesen Zahlen traue ich angesichts der langjährigen Entwicklung der Bevölkerungszahlen und dem laufenden Generationenwechsel im Nordfeld und in den Wohngebieten oberhalb Schäfereiweg und Moltkestraße nicht.
Meine Erwartung ist, anders als von der Stadt dargestellt, dass wir, kleinere Schwankungen akzeptierend, dauerhaft eher 9-10, als 7-8 Züge benötigen. Ab Mitte der 2030er, fortlaufende Bevölkerungsentwicklung angenommen, erwarte ich eine Entwicklung in Richtung 10-12 Züge. In jedem Fall bewerte ich es daher als sinnvoll, dauerhaft drei Grundschulen zu haben.
Angesichts der finanziellen Situation der Stadt, kann ich meine Position von 2022 leider nicht aufrechterhalten.
Damals habe ich dafür plädiert die GOBS mittelfristig wieder auslaufen zu lassen und in Leveste eine dritte vierzügige Grundschule inklusive Sporthalle anzusiedeln. Wir würden so der Zentralisierung in der Kernstadt entgegenwirken, Leveste als größten Ortsteil aufwerten und damit langfristig die Basis für die Ansiedlung von Einzelhandel, wie dem nah und gut Markt in Großgoltern schaffen.
Vor dem Hintergrund, dass die GS Am Castrum voraussichtlich erst im Schuljahr 2028/29 in Betrieb gehen kann, werden wir bis dahin mit drei Grundschulen planen müssen. Dementsprechend ist die Diskussion über eine Reform des Schulstandortes 1-2 Jahre verfrüht und wie bereits ausgeführt schlecht vorbereitet. Unglücklich bin ich zudem mit dem Antrag der SPD-Fraktion, die Grundschule Am Langen Feld zugunsten der GOBS aufzulösen. Auch wenn ich große Sympathie für das Thema Gesamtschule hege, geht der Antrag zum jetzigen Zeitpunkt auf Konfrontation zur Position des Stadtelternrates, ohne dabei das dringendere Thema der Ganztagsgestaltung konkret anzusprechen.
Nach Rücksprache mit der Verwaltung muss auf der BEB-Sitzung am 11. März lediglich beschlossen werden, wie viele Grundschulzüge 2026 in Gehrden in den Ganztag gehen. Dieser Antrag wird 8-9 Züge beinhalten, unabhängig davon, wo diese Klassen konkret beschult werden. Dieser Antrag ist deswegen notwendig, weil er die Grundlage der Personalplanung des Landes und der Gespräche mit potenziellen Trägern des Ganztags bildet.
Die Diskussion müsste also vielmehr die Frage der Gestaltung des Ganztags behandeln, als die Frage der Schulen.
Ich denke, ein teilgebundener Ganztag kombiniert die Vorteile der Chancenerhöhung für ärmere Kinder, sehr effektiv mit notwendigen Rückzugsmöglichkeiten für stillere Kinder. Auch um für kommerzielle Anbieter attraktiv zu sein, hielte ich einen teilgebundenen Ganztag an zwei Tagen die Woche, oder sogar einen vollgebundenen an vier Tagen für gut. Da das aber mehrheitlich nicht nachgefragt wird, kann ich auch damit leben, wenn die Grundschulen sich für einen offenen Ganztag entscheiden. Dies wäre auch an der GOBS möglich und die Schulleitung hat bereits bestätigt, dass das entsprechend umgesetzt würde. Wichtig wäre, dass alle Schulen das gleiche Ganztagsmodell anbieten, um durch den späteren Träger schulübergreifende Angebote zu ermöglichen. Auch das macht Gehrden für potenzielle Anbieter attraktiv.
Wie ich aus der Verwaltung erfahren habe, wird dort der Wunsch nach einer Standortreform der Grundschulen weiter betrieben. Dem Vernehmen nach wird diese aber sanft und Interessen-ausgleichend angestrebt. Wir werden die Vorlage, in der Fraktion und der UWG anschauen und bewerten, sobald sie vorliegt.
Mit freundlichen Grüßen
UWG – Unabhängige Wähler Gehrden
Ratsgruppe UWG / Die Linke
Stephan Fromm
Vorsitzender der Ratsgruppe UWG / Die Linke