(k)eine Wahlempfehlung
(k)eine Wahlempfehlung

(k)eine Wahlempfehlung

Liebe Gehrdenerinnen und Gehrdener,

als viertplatzierter Kandidat der Bürgermeisterwahl am 25. September bin ich angesprochen worden, ob ich für die Stichwahl eine Wahlempfehlung aussprechen kann.

Um es kurz zu machen: Nein, kann ich nicht.

Stephan Fromm

Ich möchte das begründen:

Malte Losert und Cord Mittendorf sind beide Persönlichkeiten der Gehrdener Stadtgesellschaft.

Cord Mittendorf ist ehemaliger Vorsitzender der Interessengemeinschaft Gehrdener Selbstständiger (GIS), die es heute nicht mehr gibt und seit 8 Jahren Bürgermeister dieser Stadt.

Malte Losert ist langjährig beratend für den Vorstand des SV Gehrden tätig, war im Vorstand von Gehrden feiert Feste und hat als solcher mit dafür gesorgt, dass wir Stadtfest, Tanz in den Mai, Weihnachtsmärkte und Fete de la Musique Veranstaltungen feiern konnten. Mit dem Verein Burgbergfreunde setzt er sich für die Sanierung der Struckmeyerschen Mühle ein und als Mitinhaber von Burgberg-Events ist er Betreiber der Waldbühne. Malte arbeitet für die Stadt in der LEADER-Region und ist mit der Fördermittelakquisition befasst und vertraut.

Die Familien Mittendorf und Losert sind über die beiden Kandidaten hinweg vielfältig in und für Gehrden engagiert und hier verwurzelt.

Als im Frühjahr des Jahres klar wurde, dass Cord und Malte kandidieren, stand für mich fest, dass ich ebenfalls antrete, denn von keinem der Beiden war und bin ich überzeugt, dass sie die Richtigen sind um Gehrden die notwendigen Impulse für die Zukunft geben zu können.

Ich wertschätze Malte als engagierten Bürger und elementaren Baustein des Gehrdener Kulturlebens sehr. Für mich zeigt aber die vorherige Aufstellung der bisherigen Engagements gleichzeitig auf, von welcher Vielzahl Interessenkonflikte Malte betroffen ist.

  • Soll er sich weiter dafür einsetzen Fördergelder und Spenden für die Mühle zu akquirieren, von denen dann sein eigener Verein maßgeblicher Nutznießer ist?
  • Soll er sich für den Erhalt und Ausbau der Waldbühne engagieren, dessen wirtschaftlicher Profiteur sein Unternehmen Burgbergevents ist?
  • Soll er sich für das Objekt Steinweg 25 einsetzen, dass von einem persönlichen Freund und dem CDU-Landtagskandidaten Gerold Papsch als wirtschaftliche Akteure erworben wurde?

Einem Gerold Papsch übrigens, der auf der Sitzung des Verwaltungsausschusses das Investorenkonzept für die Liegenschaft vorstellen sollte und außer einem „Vertrauen Sie uns, das wird was Gutes“, keinerlei inhaltliche Vorstellung präsentieren konnte, warum diese Immobilie erworben wurde. Für mich war dieses Verhalten eines Investors und Landtagskandidaten unwürdig und ein Affront gegenüber dem Gehrdener Rat.

Und übrigens: Kann und soll ein CDU-nominierter Bürgermeisterkandidat nicht dem Fraktionsvorsitzenden eben dieser Fraktion, auf die er in Zukunft wesentliche Teile seiner Durchsetzungsfähigkeit gründen will, nicht klar und deutlich widersprechen, wenn dieser wissentlich die Öffentlichkeit belügt und damit seinem Parteifreund Papsch eine bessere Position im Handel mit der Stadt verschafft? Eine Lüge, die bis zum heutigen Tage weder klargestellt, noch bedauert wurde.

Ich wertschätze Cord als integren Menschen und Amtsinhaber. Cord hat sich in meiner, und der Wahrnehmung vieler, 2014 von den Granden der SPD zur Kandidatur drängen lassen, weil niemand mit Ambitionen gewillt war gegen den damaligen Bürgermeister Heldermann anzutreten. Zu unwahrscheinlich schien es, dass dieser aus dem Amt gedrängt werden könnte.

Cord hat in seiner Amtszeit Fehler gemacht, das ist ohne Frage so. Aus meiner Sicht gehört das bedingungslose Festhalten am Standort des Klinikum auf Drängen der Region,  zu den potentiell schwersten Fehlern. Es wird seit Jahren versucht, gegen den erbitterten Widerstand der Anwohner, einen Bebauungsplan für einen Standort der Vergangenheit, ohne langfristige Zukunft, aufzustellen, dessen Zulässigkeit nicht nur von den Anwohnern, sondern auch von offiziellen Stellen massiv in Zweifel gezogen wird. Sollte dieses B-Plan-Verfahren scheitern, was ich als möglich erachte, liegt kein Plan B bereit, wie es dann mit dem Klinikum in Gehrden weitergehen soll.

Warum ich plakatiert habe „Am 25.09. Wechsel wählen“ lag aber weniger an den handwerklichen Problemen, sondern vielmehr darin begründet, dass Cord Mittendorf es in acht Jahren Amtszeit nicht geschafft eine eigene Vorstellung von der Zukunft unserer Stadt im Jahr 2030 zu formulieren und eine Stadtentwicklung für mich daher nicht erkennbar ist.

Hinzu kommt, dass Cord als Vertreter der Gehrdener Sozialdemokratie, einer vor Ort ideenarmen und stark überalterten Partei angehört. Es ist für mich nicht wahrnehmbar, welche Ideen und Visionen die Partei des Bürgermeisters in dessen Arbeit einbringen kann.

Ich bin überzeugt, Gehrden hätte Veränderung nötig gehabt. Diese Veränderung habe ich am ehesten beim Kandidaten der Grünen, Arne Bischoff, und mir selbst gesehen. Ich habe mit meiner Kandidatur ein Angebot für einen visionären, aber sehr sachorientierten Politikansatz, als Veränderungsgrundlage gemacht. Für einen Stichwahlkandidaten Arne Bischoff hätte ich eine Empfehlung aussprechen können, trotzdem es durchaus Grund zur Kritik gab.

Nun sind in der Stichwahl der Amtsinhaber Cord Mittendorf und der Herausforderer Malte Losert. In meiner Wahrnehmung bekomme ich beiden Kandidaten eine Fortführung des Bestehenden, nur in unterschiedlichen Farben. Den einen wollte ich ablösen, weil ich mit ihm keine Zukunftsvision verbinde. Den anderen wollte ich verhindern, weil ich mit ihm eine Fortführung der typischen Gehrdener Hinterzimmerpolitik befürchte.

Meine Wahlempfehlung für die Stichwahl lautet daher: Bitte gehen Sie wählen! Überlegen Sie, welcher Kandidat, in Ihrer Wahrnehmung, die Werte vertritt, die Ihnen wichtig sind. Für mich sind das Ehrlichkeit, Integrität und Verlässlichkeit.

Treffen Sie Ihre Entscheidung selbst, aber als Demokrat wünsche ich mir, dass der neue Bürgermeister einen möglichst breiten Rückhalt in der Bevölkerung genießt und wir am 10. Oktober den Wahlkampfmodus verlassen und uns in dieser krisenbeladenen Zeit intensiv der Sachpolitik zum Wohl unserer Stadt zuwenden können.

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