Das Thema Steinweg 25 bewegt seit mehr als 10 Jahren die Gehrdener Gemüter. Mitten im Herzen der Stadt, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Rathaus, der evangelischen Kirche und dem Marktplatz mit seinen teils historischen Gebäuden verfällt eine Ruine vor aller Augen.
Aufgrund der Schäden am Gebäude liegt trotz des Alters und Stadtbild-prägenden Charakters der Immobilie seit Jahren eine Abrissgenehmigung durch die Denkmalbehörde vor. Viele Anläufe durch die Bürgerinitiative, ansässige Geschäftsleute und die Stadt zum Erwerb und der Entwicklung dieses Standortes sind in der Vergangenheit gescheitert. Nun endlich hat sich die Besitzerin zum Verkauf entschlossen, sodass eine echte Perspektive entstehen kann.
Über das höchst fragwürdige, Wie und Wann dieser Verkauf zustande kam, geben die aktuellen Artikel auf www.con-nect.de und www.haz.de/gehrden Auskunft, sodass ich mich an dieser Stelle mehr mit dem „Wie weiter“ beschäftigen möchte.
Ausgehend von der Prämisse, dass der städtische Haushalt derzeit keinen Spielraum für verzichtbare Investitionen und zusätzliche regelmäßige Kosten gibt, stehe ich einem Erwerb der Immobilie unter Inanspruchnahme eines Vorkaufsrechts sehr skeptisch gegenüber. Der Standort und die Größe der Immobilie bieten einem Investor ausreichend Möglichkeiten ein tragfähiges und lukratives Nutzungs- und Finanzierungskonzept zu entwickeln.
Nicht infrage kommt dabei eine Beteiligung der Stadt als Mieterin in diesem Objekt, da dies nicht im Interesse der Stadt ist. Es ist und bleibt Aufgabe der Investoren die Wirtschaftlichkeit ihrer Investition durch ein geeignetes Nutzungskonzept und die Akquisition solventer Mieter abzusichern.
Aus einer politischen Betrachtung heraus ist eine möglichst lange Belebung der Innenstadt durch eine bis in die Abendstunden reichende Nutzung wünschenswert. Dies kann beispielsweise durch eine Bar im Erdgeschoss erreicht werden. Flächen im Obergeschoss wären attraktiv für die Calenberger Musikschule, um dieser eine Geschäftsstelle, sowie Übungs- und Lagerräume in der Innenstadt zu ermöglichen. Der bis in die Abendstunden gehende Unterricht bringt zusätzliche Besucher in die Innenstadt. Weitere Flächen können beispielsweise als Coworking Space entwickelt werden.
Ein Nutzungskonzept, dass ohne Beteiligung der Stadt auskommt, ist aus meiner Sicht allen anderen Konzepten gegenüber zu bevorzugen, die den städtischen Haushalt belasten. Es ist anzustreben Grund- und Gewerbesteuern einzunehmen, anstelle Kosten zu produzieren.
Oder um es mit den Worten des Fraktionsvorsitzenden der CDU zu sagen: „Kein Kind und kein Jugendlicher in Gehrden dürfe (…) zu kurz kommen“. Meiner Ansicht nach jedenfalls nicht, nur weil CDU-nahe Investoren glauben „Mondpreise zu Lasten der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler aufrufen zu können“.
Ergänzung am 23.07.2022: Vorstellbar ist für mich auch ein Vorgehen, in dem die Stadt von ihrem Vorkaufrecht Gebrauch macht, um die Immobilie dann in einem städtebaulichen Ideenwettbewerbsverfahren von potentiellen Investoren Gestaltungs- und Nutzungskonzepte eingereicht zu bekommen. Im Ergebnis könnte das bestbewertete Konzept zur Umsetzung gebracht werden.
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