Eine Idee ist noch kein Konzept
Eine Idee ist noch kein Konzept

Eine Idee ist noch kein Konzept

Die Sitzung des BEB am 22.02.2022 hat bei mir ein wenig Nachwirkung entfaltet.

Seit einigen Wochen kommuniziert die Verwaltung, sie möchte gerne eine dritte Grundschule innerhalb der Oberschule gründen.

Um zu verstehen warum und warum so schnell muss man in den Spätsommer 2021 zurückgehen und sich an die massiven Elternproteste mit mehr als 200 Teilnehmenden vor dem Rathaus erinnern. Allerdings ging es bei den Protesten nicht um Schulen und Schulplätze, sondern um die nicht zufriedenstellende Situation der nachschulischen Betreuung im Primarbereich. Angesichts des starken Zuzugs vor allem jüngerer Familien mit Kindern im Kita- und Primarschul-Alter wurde offensichtlich, dass die notwendige Infrastruktur für die Betreuung nicht geschaffen wurde.

Elterinitiative fordert Lösungen für die angespannte Situation in der nachschulischen Betreuung

An dieser Stelle kulminieren mehrere akute Probleme der Stadt zu einem großen.

  1. Für die nachschulische Betreuung von Kindern im Grundschulalter übersteigt der Bedarf das Angebot sehr deutlich
    1. Auf nachschulische Betreuung besteht kein Rechtsanspruch. Für die klamme Kommune ist diese freiwillige Leistung mehr als nur ein finanzieller Kraftakt.
  2. Die Grundschule Am Castrum wird seit Jahren entgegen der gesetzlichen Vorgaben mit mehr als 4-Zügen betrieben. Die sich daraus ergebende Raumnot wirkt verstärkend auf die Unmöglichkeit das Betreuungsangebot zu erhöhen.
  3. Die Schulübergangsquote von den Grundschulen an die OBS ist seit Jahren zu gering, was sich negativ auf die Oberschule auswirkt.
Grundschule Am Castrum

Mit der Bildung einer dritten Grundschule meint man nun den Knoten durchschlagen zu können und gleichzeitig eine zukunftssichere Lösung zu schaffen. Denn, wir lösen  1. weil gebundener Ganztag Betreuungsplätze schafft, wir lösen 2. weil GS Am Castrum dann nicht 6-zügig einschulen muss und wir dürfen hoffen 3. zu lösen, wenn Kinder zukünftig an der OBS bleiben, nachdem  sie bereits 4 Jahre dort unterrichtet wurden.

So weit, so spannend.

Allerdings kommt dieser Gedanke, wie im Kommentar in der HAZ Gehrden von Dirk Wirausky bereits zutreffend festgestellt wird, sehr spät und sehr unvorbereitet. Schulen und Verwaltung fordern nun aber spätestens am 10. März vom Rat einen entsprechenden Beschluss, da eine Umsetzung zum neuen Schuljahr andernfalls nicht möglich sein wird.

Erschwerend kommt hinzu, dass Schulen und Verwaltung ihre derzeitige Konzeptlosigkeit mit eben genau der selbst herbeigeführten Spontanität und Zeitnot begründen und die Beantwortung einer Vielzahl dringender und drängender Fragen erst dann in Aussicht stellen, wenn der Rat seinen Beschluss gefasst hat.

Auf welcher anderen Basis als dem Prinzip Hoffnung, oder passend zur närrischen Zeit getreu dem Köl´schen Motto „Et hätt noch immer jot jejange!“ sollen die Mitglieder des Rates aber eine qualifizierte und gute Entscheidung treffen?!

Mein Eindruck ist, dass Verwaltung und OBS sich hier konzeptionell gerade einen ganz schlanken Schuh machen und von uns, von der Politik, Entscheidungen fordern, bevor sie bereit sind sich konkrete Gedanken über das wie zu machen.

Oberschule Gehrden

Auch wenn ich das Problem der fehlenden Nachmittagsbetreuungsplätze sehr stark sehe, bin ich sehr skeptisch geworden, ob wir gerade auf dem richtigen Weg sind.

Ich neige gerade dazu, dem Vorschlag von Frau Diemert zu folgen, die auf der fraglichen BEB-Sitzung vorgeschlagen hat die GS ALF in diesem Jahr 4-zügig in Jahrgang 1 einzuschulen und dafür den 4. Jahrgang in eine Außenstelle an der OBS auszugliedern. Zur Nutzung angestrebt werden dabei die Räume, die die Oberschule ansonsten für die eigenen ersten Klassen vorgesehen hat.

Gerade das Thema Übergang in die weiterführende Schule bringt dann sehr schnell Erkenntnisgewinn, der für die Konzeptentwicklung GSOBS genutzt werden kann.

Durch den Fokus auf die Grundschulen, werden die Auswirkungen auf die Oberschule und ihr Schüler und Schülerinnen bisher nur sehr oberflächlich diskutiert. Verständlicherweise möchte niemand, dass Kinder der Grundschule Am Castrum aufgrund der potentiellen Größe der Schule im verbleibenden Südbau ihres jetzigen Schulgebäudes unterrichtet werden. Jedenfalls nicht, wenn direkt angrenzend die Abrissarbeiten als Vorbereitung auf den Schulneubau in Gange sind. Umgekehrt wird es aber als akzeptabel dargestellt, wenn ausgerechnet die Abschlussklassen des 10. Jahrgangs, nachdem sie die 8. und 9. Klasse unter Pandemiebedingungen absolviert haben, nun auf eine Baustelle umziehen um sich dort auf ihre Abschlussprüfungen vorzubereiten.

Glaskugel Zukunft

Grundsätzlich stehe ich auch der These die GSOBS als Pufferschule zu konzipieren sehr kritisch gegenüber, zumal sich das aus den Schülerzahlen und der erwartbaren Bevölkerungsentwicklung der nächsten Jahre nicht ergibt.

Ich tendiere stark dahin, die GSOBS auch als 4-zügige Grundschule zu konzipieren, auch wenn sie zunächst nur 2-zügig startet. Ob das aber an diesem Standort möglich sein kann, ist nicht klar. Übrigens auch nicht, dass das nicht gehen würde.

Spätestens Mitte/Ende der 2030er Jahre werden wir bei Fortschreibung des Bevölkerungswachstums der letzten 20 Jahre eher 12, als 8 Züge brauchen. Mit 3 Grundschulen á 4 Züge kann die Stadt als Schulträger dann wirklich atmen und bei 8 Zügen 3+3+2, bei 9 Zügen 3+3+3, bei 10 Zügen 4+3+3, bei 11 Zügen 4+4+3 und bei 12 Zügen 4+4+4 einschulen.

Je nachdem, wo gerade größere Umbauten anstehen, können die Schulen mit den Schülerzahlen rauf-, oder runter gehen.

Im Moment denke ich, wir brauchen einfach 1 Jahr an allen Stellen, um das vernünftig zu planen und dann konzeptionell gut aufgestellt einen weiteren Schritt am Schulstandort Gehrden gehen zu können.

Der große weiße Elefant im Raum

Sollte es Strategie gewesen sein, so hat eins funktioniert: Über die fehlenden Betreuungsplätze spricht kaum noch jemand, denn die Schuldiskussion hat diesen Raum komplett eingenommen. Davon verschwindet aber das Problem nicht, und der große weiße Elefant über den niemand spricht verbleibt! Denn was bei einer Vertagung der Schulgründung natürlich als Problemerhalten bleibt, ist die Nachmittagsbetreuung im kommenden Schuljahr, die nicht ausgebaut werden kann. Dafür habe ich leider auch keine so rechte Lösung auf Tasche, außer man geht den Weg über die Container-Anlage auf dem Delfi-Bad-Gelände für ein Jahr per Nachtragshaushalt und der BM muss mit dem Kauf von Steinweg 25 ein Jahr warten.

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